Wiesn-Tagebuch 2024

Täglich exklusiv im Münchner Merkur und in der tz: Das Wiesn-Tagebuch von Stephan Kuffler.

Samstag 05.10.2024

Jetzt ist die Wiesn leider schon wieder fast vorbei und damit auch meine persönliche Lieblingsjahreszeit. Mitmenschen in einer fröhlichen Atmosphäre Freude zu bereiten erfüllt mich sehr, weshalb ich den absoluten Traumberuf habe. Hier auf dem Oktoberfest kann ich genau das machen und dabei auch noch Geld verdienen. Geht es noch besser? In den ersten 10 Jahren war das Weinzelt das absolute Problemkind unseres Unternehmens, denn für Wein hat sich dazumal auf dem größten Bierfest der Welt kaum jemand interessiert.

Jetzt sind 40 Jahre vergangen und ich bin stolz, dass wir mit viel Ausdauer, hoher Frustrationstoleranz und Energie das Ruder herumreißen konnten – aber sowas von! Unsere Gäste danken es uns und laden uns täglich wieder mit Happy Feelings auf. Hierfür möchte ich mich herzlich bedanken, auch für die Treue und die vielen positiven Kommentare. In solch einem Trubel gibt es leider auch graue Momente. Einer davon ist, dass wir fast jeden Abend feierfreudigen Wiesnbesuchern den Zugang verwehren müssen, aber irgendwann ist das Zelt einfach voll. Mir macht es deutlich mehr Spaß, Leute hereinzubitten, als sie auszusperren.

Mein Dank gilt auch der Redaktion dieser Zeitung, die mir jedes Jahr ermöglicht, ein paar Anekdoten und Gedanken niederzuschreiben. Ohne diesen Hintergrund würde ich das nie machen, was schade wäre. Man vergisst so viel und ich kann selbst schmunzeln, wenn ich ab und an die Geschichten der vergangenen Jahre auf weinzelt.com lese. Jetzt freue ich mich, wenn es 2025 wieder heißt:

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Freitag 04.10.2024

Um Gäste, die uns in das ganze Jahr über in den Stammhäusern beehren, müssen wir uns auf der Wiesn natürlich mit der gleichen Aufmerksamkeit kümmern. Heuer hat die Truppe rund um Holger Hübner, die das Wacken Open Air organisiert, ausgiebig bei uns im Seehaus Biergarten gefeiert. Es ist immer lustig mit den Jungs, zumal hier der hohe Norden und der tiefe Süden der Bundesrepublik aufeinanderprallen. Und siehe da, es funktioniert prächtig, auch kann man sich überraschend gut verständigen.

Im Weinzelt waren sie schon mehrfach und ich bot Holger an, er könne mir auch gerne direkt schreiben, wenn er wieder Sehnsucht nach der Wiesn habe. Das war ein Fehler, denn gestern kam ein E-Mail von ihm mit der Anfrage für 30 Plätze an den zwei Tagen des letzten Wochenendes. Mein lieber Schorli, da habe ich den Apparatski mal richtig anlaufen lassen, nur leider ohne Erfolg. Diese Aufgabe war unüberwindbar und jetzt muss ich auf den oben erwähnten Fehler zurückkommen, nämlich das Angebot, mich direkt anzuschreiben. Daniela Zecha, unserer Reservierungsleiterin, ist - Gott sei’s gedankt - aufgefallen, dass sich die Anfrage auf das Wiesnjahr 2025 bezog. Sowas kommt dabei raus, wenn die Chefs selbst tätig werden.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Mittwoch 02.10.2024

Aufgrund des Zuspruchs, den ich für diese kleine, unwesentliche Kolumne erhalte, müssen Reichweite und Auflage dieser Zeitung enorm sein. Gestern wurde ich beispielsweise vom selben Herren zweimal in den höchsten Tönen gelobt. Erst im Garten und später im Zelt. Er brachte es derart authentisch rüber, dass ich ihm, zwar irritiert aber dennoch, Glauben schenkte. Andi hieß er, soweit ich mich erinnere, und aus Freising war er. Wir kamen ins Ratschen und ich spendierte spontan ein paar Weißbier. Noch besser war, dass seine Begleiterinnen mir dann erklärten, dass wir uns schon einmal vor Ewigkeiten getroffen hätten. Bernhard Öttl, ehemaliger Trompeter der Blechblos‘n, hatte sich mit der Schlosswirtschaft in Mariabrunn selbstständig gemacht, wo wir uns das letzte Mal sahen. Die Welt ist ein Kaff!

Unsere Hostess Felice fand sich gestern vor dem Weinzelt wieder, leicht verwirrt, weil ihr eine Gruppe Gäste coram publico „Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge“ vorsang. Wie es zu dieser aufmerksamkeitserregenden Darbietung kam? Felice trägt eine Halskette mit einem kleinen Dackel daran und die singende Familie hat auch einen Dackel, und zwar einen echten. Sie nahmen das wohl als fabelhaftes Omen, dass jene Hostess, welche sie einfach nur an ihren Tisch bringen wollte, genauso ein Tier um den Hals trug. Dies löste größeres Geschnatter aus und eskalierte in jener inbrünstigen Gesangsdarbietung, wie vorher beschrieben. Die Dachshündin, also die echte, hieß nämlich Heidi.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Dienstag 01.10.2024

Persönlich trinke ich die Getränke, die ich bestelle, und versuche, so wenig wie möglich davon zu verschütten. Dergestalt geht auch die Masse unserer Gäste im Weinzelt vor. Heute früh jedoch hat mir unsere PR-Chefin, Christine da Silva, geschrieben, so viel könne sie gar nicht über Nachhaltigkeit, exzellente Küche und günstige Mittagswiesn kommunizieren, nachdem „das Netz“ unser Image medial nur noch über Champagnerduschen definiere. Sie hat recht und ich bin bissl verzweifelt.

Zwar bedaure ich, dass dieses Verhalten Mitmenschen belastet, aber verstehen tu ich beides nicht: weder das Spritzen noch die Empörung. Zudem findet dies lediglich in vier Boxen statt und nicht bei jeder Flasche an jedem Platz, wie es kolportiert wird. Ein jeder soll nach seinem Pläsier glücklich werden und obgleich dieser Spruch aus Preußen stammt, macht er unglaublich viel Sinn. Die persönliche Freiheit endet, wo sie jene der anderen beschneidet.

Als Freigeist bin ich kein Freund von Bevormundung und Verboten. Wenn Düsseldorfer und Berliner in Tracht auf die Wiesn kommen, freue ich mich sogar richtig. Wenn Damen Lederhosen und Männer Dirndl tragen wollen, sollen sie das unbedingt machen, auch wenn das leider immer noch Empörung auslöst. Aber Spaß ohne Nachteil für einzelne soll verboten werden? Es tut mir sehr leid, aber da mache ich nicht mit. Im Weinzelt halten wir uns an Gesetze und Auflagen, aber wir erfinden keine neuen.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Montag 30.09.2024

Als ich gestern an unserer Schänke stand, sah ich, wie William, unser junger Kontroller, sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die linke Brust griff. Alle Alarmglocken schrillten und ich stürzte auf ihn zu. Ob ihn etwas gestochen habe, musste ich fragen. Im Lärm war nur „Herz“ zu verstehen. Damit griff er in seine Jacke und zerrte eine Anstecknadel in Form eines Wiesnherzerls hervor. Dieses hatte sich von seinem Hemd gelöst und in die Brust gepikst. Wenn der sowas öfter mit mir macht, werde ich bald derjenige mit einem Herzkasperl sein.

Worauf ich stolz bin ist, dass unsere Tochter Charlotte die Halbzeit in ihrem ersten Wiesnjahr mit Bravour bestanden hat. Sie arbeitet als Hostess, zeigt Gästen, wo deren Tische sind, sucht Plätze für Leute ohne Reservierung und ist der erste Ansprechpartner sowohl für Gäste mit Problemen als auch für Problemgäste. Zu Beginn war alles neu und aufregend. Nach 9 Tagen ist sie erheblich abgeklärter, wie ich gestern beobachten konnte. Sie wies mit der Hand auf die Treppe, um dem Gast mit einem charmanten Lächeln zu zeigen, dass er auf die Galerie müsse. „Da geht’s lang“ wiederholte sie bestimmt dreimal. Der Gast verschwand geradeaus im Erdgeschoss. Charlotte stand immer noch mit der Hand auf die Treppe weisend da und meinte trocken: „Da wär’s lang gegangen.“

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Samstag 28.09.2024

Im Armbrustschützenzelt von Inselkammers kann man auch valentinesk sein. Da schrieb ein italienischer Gast im Rahmen seiner Reservierungsanfrage: „Do you accept kids? He’s five years old.“ Ob man Kinder akzeptiere? Die schlagfertige Replik kam prompt: „Sorry, we only accept Visa and Mastercard.” Das Kassensystem und der Jugendschutz lehnen also Kinder als Währung rigoros ab.

Telefongespräche zu belauschen, gehört eigentlich nicht zum guten Ton. Wenn ein offenbar verzweifelter Gast jedoch in sein Handy plärrt, er sei am Eingang „M2“, muss man ihm helfen. Es heißt „N2“, klärte ich ihn auf. Es heißt ja auch Nordpol und nicht Mordpol. 
Und dann dachte ich, unser Anwalt und langjähriger Freund aus Hamburg, Moritz Schumpelick, stehe im Büro. Ganz im Wiesnmodus schrie ich „Servus Schumplhuber“ durch den ganzen Raum. Mit einem verzagten „hehehe“ winkte der Mann zurück. Kam mir sonderbar vor, also zog ich meine Brille auf und erkannte, dass ich ihn gar nicht kannte. Es war eine Entschuldigung fällig und ich klärte das Missverständnis auf. Zufall: Der Mann war ebenfalls Anwalt, hatte eine große Reservierung bei uns und zum Glück auch Humor.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Freitag 27.09.2024

Heute starte ich mit einem Aufruf, nachdem sich ein Tiktoker über die Höhe einer Rechnung im Weinzelt beschwert hat. Über 900 Euro seien zu happig für eine Familie mit drei Kindern. Jetzt suchen wir dringend diese Menschen, die zu fünft 6 Hauptspeisen, Kaiserschmarrn, mehrere Weißbiere und 7 Flaschen Wein und einiges mehr verdrücken können – R E S P E K T. Bitte kommt unbedingt wieder, denn solche Gäste können wir immer brauchen. Der Transport zur Ausnüchterung geht selbstverständlich auf unsere Kosten.

Dann kam noch ein älterer Herr in unser Zeltbüro, was auch immer älter heißen mag, wenn man selbst langsam auf die 60 zugeht. Jedenfalls wollte er unbedingt unsere Cap kaufen, auf der „WNZLT“ steht. Daniela Zecha klärte ihn auf, dass es heuer nur die Cap mit unserem Boandlsepp und jene mit dem roten „W“ gebe. Die brauche er nicht, denn die mit dem Totenkopf sei ganz furchtbar und überhaupt, wer habe sich den Schmarrn einfallen lassen, wo das „WNZLT“ so lustig war. Das war beide Male derselbe, nämlich meine Wenigkeit, musste ich ihn aufklären. Weg war er, nachdem er uns das Versprechen abgenommen hatte, dass wir 2025 keinen Schmarrn mehr machen werden.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Donnerstag 26.09.2024

Ich kann mich noch bestens erinnern, wie ich in den 80-Jahren mit meinem Golf zur Wiesn fuhr, um bequem am Bavariaring zu parken – Tempi passati. Gestern musste ich kurz zur Uniklinik in der Pettenkoferstraße, um Fäden ziehen zu lassen. Zu Fuß brauchte ich 10 Minuten und die ärztliche Versorgung war rasch über die Bühne gebracht. Als vorwärts gewandter Mensch unter Zeitdruck nahm ich pfiffig einen E-Scooter, um schnell wieder in mein Zelt zu kommen. Zunächst musste ich in der App zwecks Fahrtüchtigkeit ein „field sobriety testing“ durchlaufen. Natürlich habe ich bestanden und los ging es. Schon an der Beethovenstraße hielten mich jedoch zwei ausnehmend freundliche Polizisten auf. Leider dürfe man mit einem solchen Gefährt nur bis hierher und nicht weiter. Auch empfahlen sie mir einen Abstellplatz, der sich leider als untauglich erwies. Die App ließ die Beendigung der Fahrt nicht zu. „Kann man die Sperrzone nicht auf der Karte im Handy sehen?“, fragte einer der Kollegen. Ich verneinte, um dann festzustellen, dass ich mittendrin war in dieser Sperrzone. Lange Rede, wenig Sinn: Nach über einer halben Stunde war ich endlich wieder da, wo ein Wiesnwirt während des Oktoberfestes hingehört.

Am gestrigen Abend konnten wir zwei fulminante Gastauftritte verzeichnen. Jeremy Jarra und die Högl Fun Band haben das Zelt mit YMCA zum Toben gebracht. Dieser junge Künstler hat eine natürliche Bühnenpräsenz. Vorher konnten wir noch die Dragqueen Roxy Rued bestaunen. Das Wort „bestaunen“ habe ich hier mit großem Bedacht gewählt. Als Freund skurrilen Humors hat mir dieser Auftritt besonders gut gefallen, nachdem ich den Mund wieder zubekommen hatte. Mit süffisanter Selbstironie und voluminöser Stimme hatte Roxy die volle Aufmerksamkeit unserer Gäste. Ich empfehle dringend, Roxy Rued zu googeln oder hier auf weinzelt.com zu bewundern. Dann versteht man auch, warum ich jedem erklärte, es handle sich um das Kind vom König der Löwen und der Bavaria.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Mittwoch 25.09.2024

Gestern spät abends wurde ich Zeuge einer größeren Verabschiedungszeremonie, als Fridi jeden einzelnen herzte und umarmte. Ich war etwas verwirrt ob dieser ausgedehnten Prozedur, denn schon am nächsten Tag würde sie wieder zur Arbeit im Weinzelt erscheinen. Großer Irrtum, denn sie hatte nur die ersten drei Tage ausgeholfen. Nach vielen Jahren ist sie nämlich nach Frankfurt gezogen und kann nicht mehr die vollen 16 Tage auf der Wiesn sein, doch aufgrund von Sehnsucht wollte sie zumindest die Eröffnung mitnehmen. Also hieß es, Abflug nach Frankfurt und auf dieses Stichwort hin bekam sie spontan einen Besen in die Hand gedrückt: „Na dann auf einen guten Flug.“

Ein Chauffeur berichtete, dass die Münchner Polizei gestern unter großem Aufwand und mit viel Liebe zum Detail eine Verkehrskontrolle in der Hansastraße aufbaute, als er gerade vorbeifuhr. Mannschaftswagen, Pylonen, Beleuchtung, also alles, was die Abschiedsparty vom Führerschein perfekt macht, wurde aufgefahren. Und dann kam der große Regen. Als er von seiner Fuhre zurückkam, war alles wieder abgebaut und die Sintflut beherrschte die Szene. Putzige Geschichte, aber denk stets daran: Bier und Autofahren passt nur zusammen, wenn es ein alkoholfreies war oder man nicht der Fahrer ist.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Dienstag 24.09.2024

Heuer tritt erstmals Teddy Schmacht im Weinzelt auf. Er singt lässige Swingnummern à la Frank Sinatra, Hymnen von Neal Diamond und seine Spezialität sind Hits von Udo Jürgens. Einer unserer Gäste meinte, er sehe fast so aus wie Herr Bohning. Der sei allerdings bei Paulaner in der Abteilung für Unternehmenskommunikation und PR. Er staunte nicht schlecht, als ich ihn darauf hinwies, dass es sich um keine zufällige Ähnlichkeit, sondern um Personalunion handle. Es ist schon lustig, welche verborgenen Talente auf dem Münchner Oktoberfest zum Vorschein kommen.

Vor ein paar Jahren sah ich Gäste, darunter auch einige im Rollstuhl, in unserem Garten, die ihre eigene Brotzeit und sogar Getränke dabeihatten. Eine der Damen fragte, ob das in Ordnung gehe, denn sie bräuchten eine kleine Pause. Ganz spontan entgegnete ich: „Selbstverständlich NICHT.“ Ich bat sie, ihre Brotzeit wegzupacken und stattdessen nach Herzenslust aus unserer Speisen- und Getränkekarte zu bestellen. Um das Finanzielle würde ich mich schon kümmern. Daraus ist eine wunderbare Tradition entstanden und heute ist das Caritas Wohnheim St. Rupertus aus Altötting zum wiederholten male mit inzwischen 60 Leuten in unserem Garten zu Gast. Gerade auf der Wiesn ist es so einfach, Leuten, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen, eine kleine Freude zu bereiten.  

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Montag 23.09.2024

Die Zeiten, dass ich am ersten Wiesntag wie Speedy Gonzales durch das Zelt gerannt bin, sind vorbei. Auch brauche ich keinen Block mehr, um zu notieren, was ich dort erledigen muss, wo ich gerade hin will, weil laufend jemand eine neue Knacknuss für mich hat. Da wir bereits vor dem offiziellen Anzapfen, gefolgt von den Böllerschüssen, inzwischen Brotzeiten und Kracherl servieren dürfen, weiß man auch schon früh am Tag, dass wirklich alles funktioniert. Mit anderen Worten, alles verlief chillig. Da haben sich die vielen organisatorischen Verbesserungen und die Justierung kleiner Stellrädchen in den vergangenen 40 Jahren wohl rentiert.

Natürlich kann nie alles gut gehen. Einer von Ralf Schumachers Gästen bei uns in der Hausbox hatte um Mitternacht Geburtstag. Um zehn vor zwölf stand die Geburtstagstorte am Küchenpass. Um drei vor zwölf war sie weg. Da war das Gewusel groß und jeder sauste durch das Zelt mit meinem Fahndungsbescheid für einen Schokokuchen. Der Fahndungserfolg hielt sich in Grenzen: die halbe Torte war von einem diebischen Gast schon aufgefressen worden.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Samstag 21.09.2024

Viel gibt es noch nicht zu berichten, aber das Wiedersehen mit der Weinzelt-Familie war natürlich wieder eines der Highlights des Jahres. Heuer hat Kufflers Weinzelt laut Kalender 40-jähriges Jubiläum. Die beiden unsäglichen Jahre 2020 und 2021 ignorieren wir an dieser Stelle. Und noch ein Jubiläum gab es am Freitag: Tatsächlich kamen erstmals 92 von 92 Servicekräften zur Einweisung. Dass niemand kurzfristigst abhandengekommen ist, gab es in 40 Jahren auch noch nie. Die Mitarbeiter von Bauer’s Ofenkartoffelstand hingegen haben Probleme. Wegen des Hochwassers sind in Österreich die Gleise teilweise unterspült, weshalb ausnahmsweise die ÖBB Probleme hat und nicht wie gewohnt die Deutsche Bahn. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen.

Mit den ersten Standlleuten konnte ich auch schon einen kleinen Ratsch führen. Bei jenen, die heuer neu in unserer Nähe platziert wurden, muss ich mich allerdings noch vorstellen. Zum einen gehört das zum guten Ton, wie ich finde. Zum anderen ist die Gemeinschaft auf der Wiesn gerade das schöne hier draußen und man unterstützt einander – zumindest die meisten. Ein kleines Experiment haben wir heuer auch am Start. Erstmals wird in der ersten Wiesnwoche drei Tage eine reine Blaskapelle in Form des „Jochberger Blechschod’n“ von 12 bis 15.30 bei uns aufspielen. Die Faxen gehen uns halt nicht aus.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Freitag 20.09.2024

Wenn nach der Wiesn vor der Wiesn ist, ist dann vor der Wiesn auch nach der Wiesn? In jedem Fall fängt morgen die Wiesn an, alles läuft in gewohnten Bahnen und einige Routinen wurden schon abgespult. Der Münchner kam bereits seiner Lieblingsbeschäftigung nach, über den Bierpreis zu granteln und jetzt wird debattiert, was es heuer Neues gibt. Neue Maßkrüge gibt es zum Beispiel von einigen Brauereien. Der Eichstrich ist nach unten gewandert, damit mehr bayerischer Schaum draufkommt, ohne in die Gefahr des Unterschanks zu laufen. Denn dies ist bekanntlich des Münchners zweitliebste Beschäftigung, nach der Wiesn die Schankmoral anzuprangern.

Hierzu möchte ich mich als Weinwirt einmal sozusagen neutral äußern: Zunächst muss man wissen, dass nur ausgewählte Maßkrüge kontrolliert werden, also solche, die im Verdacht stehen, schlecht eingeschenkt worden zu sein. Witzigerweise sind die meisten jener verdächtigen dann doch zufriedenstellend. Nicht einmal 30% der von Experten ausgewählten Krüge waren 2023 unzureichend. Ob es sich um eine valide, empirische Erhebung handelt, wenn von 6 Millionen Exemplaren nur 900 Stück „unzufällig“ examiniert werden, überlasse ich den Statistikern und werde hier auch nicht Churchill zitieren. Ich freue mich jetzt einfach auf den Anstich, 16 ausgelassene Tage, viele Begegnungen und feierfreudige Gäste.  

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

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