Wiesn-Tagebuch 2025

Täglich exklusiv im Münchner Merkur und in der tz: Das Wiesn-Tagebuch von Stephan Kuffler.

Samstag 04.10.2025

Die Besucher des größten Bierfestes der Welt sind auch die weltbesten Gäste. Sie lassen sich weder die gute Laune noch die Freude am Feiern verderben. Zumal wieder bewiesen wurde, welch hohen Stellenwert die Sicherheit der Besucher hat.

Es gibt einiges zu berichten und ich fange direkt mit einer gewonnenen Olympiade an. Das gemischt bayerisch-österreichische Trio aus Johannes, Werner und Luki aus „Kufflers Weinzelt“ hat das Team von „Zur Bratwurst“ im Wiesntriathlon nach eigener Aussage „geröstet“. Die Tradition der fraktionsübergreifenden Freunde ist wie so oft aus einem Zufall heraus entstanden. Die Disziplinen sind Torwandschießen, Kegeln auf der Oidn Wiesn und Schießen auf den Laufenden Hasen. Nachdem die Bratwurst Boys ihren letztjährigen Sieg unanständig laut gefeiert haben, mussten wir heuer natürlich lauter sein, und zwar mit einer Siegerehrung auf der Weinzeltbühne. Fotos dazu gibt es hier

Dann war gestern Abend noch die Sängerin und Schauspielerin Souhaila Amade, kurz Sou, auf unserer Bühne. Ihr Debütlied „So Verliebt“ hatte am 3. Oktober Premiere. Ich werde vielleicht ihre Leidensfähigkeit testen, indem ich sie frage, ob Sie auch einmal gemeinsam mit mir im Weinzelt performen will. Apropos leidensfähig: meine Golftrainerin aus Tirol war auch zu Besuch. Dass sie ein Eineiiger Zwilling ist, hat sie ebenso verschwiegen wie die Tatsache, dass sie mich mit ihrer Doppelgängerin auf der Wiesn besuchen kommt. Durch Trickfragen habe ich versucht herzufinden, welche nun meine Trainerin ist, aber die wussten beide gleichviel über den Golfsport. Kein Wunder, denn sie sind alle beide Trainerinnen. Bis zum Schluss hatte ich keinen blassen Schimmer, mit wem ich gerade spreche.

Jetzt ist das 190. Oktoberfest beinahe vorbei und ich denke, dass unser Frühdienst das Frühstück mit Rührei vermissen wird, welches sie allmorgendlich von Christian Müller serviert bekommen. Ich werde alles vermissen, auch wenn mein Körper zaghaft etwas Erholung einfordert. Aber ich freue mich schon, wenn es auch nächste Wiesn wieder heißen wird:

„Schau ma mal, was morgen wieder los ist.“

Mittwoch 01.10.2025

Christian Ditter und Alexa Goodall haben uns im Weinzelt besucht. Fil Eisler und weitere Mitglieder des Teams waren auch dabei. Jenen, die sich nun fragen, wer diese Truppe sein mag, kann ich seit gestern antworten: Es handelt sich vor allem um sehr sympathische Menschen, mit denen ich mich ausgesprochen nett unterhalten habe. Darüber hinaus sind sie im Filmbusiness. Alexa ist die Hauptdarstellerin in der Neuverfilmung von Michael Endes „Momo“. Christian hat Regie geführt und Fil ist einer der begehrtesten und vielseitigsten Komponisten für Filmmusik. Unsere PR-Chefin, Christine da Silva, bat mich, ein Foto für unsere Homepage zu machen.

Brav wie ich bin, marschierte ich stracks mit meiner Kamera zu Box 3. Dort hieß es, die gesuchte Schauspielerin spiele gerade vor der Tür. Das nahm mich denn doch Wunder. Üblicherweise gehen unsere Gäste zum Rauchen, für eine Runde mit der Achterbahn oder um ein Küsschen zu stibitzen nach draußen. Als Alexa Goodall dann kam, wurde mir alles klar, denn sie ist zarte 13 Jahre alt.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Dienstag 30.09.2025

Es liegt in der Natur der Sache, dass ich selten aus meinem eigenen Zelt rauskomme. Deshalb bin ich für Erzählenswertes außerhalb meines Etablissements auf Gäste und Kollegen angewiesen. Eine unerschöpfliche Quelle ist diesbezüglich meine Freundin Katharina Inselkammer vom Armbrustschützenzelt. Viel Unterhaltsames passiert immer dann, wenn ausländische Gäste oder Ersttäter auf die wohlorchestrierte Fröhlichkeit dieser Veranstaltung prallen.

Zu nennen wären hier zwei Italiener, die bei Kathi im Büro 20 Maß-Gutscheine in Wertmarken für 20 Liter Aperol Spritz umtauschen wollten. Selbstverständlich war dieses Ansinnen erfolglos. Mit Social Profiling ist das ja so eine Sache, aber im Rahmen des Servicegedankens sollte es gestattet sein. So wurde im Büro vom Armbrustschützen ein Gast, der offensichtlich von weit jenseits des Weißwurstäquators stammte, aufs freundlichste in Englisch begrüßt: „Hello, how can I help you?“ Jener meinte prompt: „Please again say it, but please in English, please.“

Aber auch für Einheimische halten Inselkammers Überraschungen bereit. Seit heuer sind die Bankreihen nicht mehr nummeriert, sondern mit so klangvollen Namen versehen wie Drindl, Gaudi oder Hopfen, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Darüber entrüstet war jener Urbayer, der unter keinen Umständen in der Reihe „Preißn“ platziert sein wollte und dringend um Versetzung ersuchte.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Montag 29.09.2025

Mit Schorsch bin ich schon seit den tiefen 80er Jahren befreundet und seit annähernd 40 Jahren begrüßt er die Gäste im Weinzelt am Eingang, wenn alle anderen Türen zu sind. Natürlich ist es ihm nicht immer möglich, alle hereinzubitten, damit unsere Hütte nicht auseinanderbricht. Aber er ist immer fröhlich und besonders nett zu allen, solange das auch zurückgespielt wird.

Offensichtlich hinterlässt er auch bei den jüngsten Wiesngästen genau diesen Eindruck, denn gestern bekam er Besuch. Zwei ganz junge Mädels, maximal Grundschülerinnen, standen plötzlich vor ihm und die kleine Sophie meinte: „Erinnerst Du Dich noch an mich? Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt und sind jetzt extra hergekommen, um Dich zu besuchen.“ Von deren Eltern war weit und breit keine Spur. Offenbar waren die Zwackerl ausgebüchst, nur um den Schorsch zu sehen, der für sein Leben gern mit Kindern scherzt. In dem Fall sind ihm die Faxen jedoch bisserl ausgegangen, weshalb er einen unserer versierten Wachleute bat, die beiden jungen Groupies zurückzubegleiten und deren Eltern ausfindig zu machen. Ganz offenbar hat das auch geklappt.

Eigentlich wollte ich noch etwas ganz Tolles erzählen, aber mein Freund Josef Wollinger, aka Striezl, ist gerade hereingekommen und um den muss ich mich jetzt kümmern. Striezl ist der König der Beleuchter für alle großen deutschen Filme und hat uns im Weinzelt beraten, damit die Belichtung noch schöner wird.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Samstag 27.09.2025

Kaum zu glauben, aber es ist schon wieder geboten, Halbzeitbilanz zu ziehen. Ich finde das schwierig, denn ich habe als Kind Karl May gelesen und da stand immer geschrieben, man solle das Fell des Bären nicht verteilen, bevor selbiger erlegt wurde. Guten Gewissens kann man aber sagen, dass es eine wunderbare Wiesn gewesen sein wird, wenn es so weiterläuft wie bisher. Dabei hatten wir heuer im Weinzelt einige einschneidende Neuerungen. Die Abläufe in unserer Küche wurden vollkommen umgekrempelt und kein Gerät steht mehr dort, wo es die letzten 20 Jahre stand. Christian Müller und Josef Gallenberger, unsere Küchenchefs, haben sich damit endgültig goldene Sporen verdient. Inzwischen werden die Speisen derart schnell geschickt, dass einige Gäste schon skeptisch ob der Frische waren.

Auch die Security läuft dieses Jahr unter neuer Führung, namentlich Artur Gashi mit seinem Premium Security Service sowie den Obleuten Enrico und Danny. Ich kann mich an keine Wiesn mit geschmeidigeren Abläufen in diesem Bereich erinnern. Trotzdem war die Wiesn bisher alles andere als langweilig und die üblichen Sparifankerl wird es immer geben. Jene Menschen, die glauben, dass Regeln für alle außer sie selbst gelten, gehören zur Tagesordnung. Neben mangelnder Einsicht kommt dann auch gerne die Drohung mit der Kündigung: „Weißt Du eigentlich, wie gut ich die Kufflers kenne? Morgen bist Du nicht mehr hier!“ Dieser Spruch ist abgenutzter als ein abgefahrener Autoreifen und beeindruckt bei uns niemanden.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Freitag 26.09.2025

Willi Vogel vom Mandelstand zwischen dem Löwenbräufestzelt und dem Weinzelt feiert seinen Geburtstag jedes Jahr am 25. September auf der Wiesn. Pünktlich um 17 Uhr ziehe ich stets mit der Blechblos’n zu seinem Standl, um ordentlich und mit Musik zu gratulieren. Gestern traf ich ihn allerdings per Zufall auf dem Weg zur Wiesn und stimmte umgehend ein Geburtstagsständchen an. Willi steht mit seinen 85 Lenzen immer noch jeden Tag eisern und bei jedem Wetter in seinem Mandelstand, ohne zu jammern wie ein Jochgeier. Trotzdem fragte ich ihn, ob er denn nicht mal ein GAP-year plane. Seine lapidare Antwort war nur: „Wos mach i?“

Willi verkörpert viel von dem, was die Wiesn für mich ausmacht. Unter anderem ist er ein wunderbarer Nachbar und großzügig noch dazu. Wenn wir das Caritas Wohnheim in Mühldorf alljährlich einladen, lässt er es sich nicht nehmen, jeden der 60 Besucher mit einer Tüte gebrannte Mandeln zu bedenken. Auch der eine oder andere, dem er ansieht, dass er sich die Nüsse kaum leisten kann, bekommt dann einfach mal so ein kleines Packerl in die Hände gedrückt. Aber wehrhaft ist er auch und lässt sich von hantigen Zeitgenossen nichts gefallen. Die können sich dann gerne auch mal ein paar bayerische Worte anhören, die sicherlich nachhallen. Lieber Willi, bleib uns noch ganz lange erhalten und mach weiter so.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Donnerstag 25.09.2025

Im Jahr 1984 dachten meine Eltern, es sei eine gute Idee, ausgerechnet auf dem größten Bierfest der Welt ein Weinzelt zu betreiben. Leider war dies dazumal die Antwort auf eine Frage, die nie gestellt worden war. Es folgten 10 Jahre voller Sorgen und tiefroter Zahlen, bis wir es endlich geschafft hatten, uns zu etablieren und eine feste Größe zu werden. Nicht zuletzt deshalb freue ich mich auch heute noch über jeden Gast, der uns die Ehre gibt und wir tun alles, dass sich ein jeder wohlfühlt und wiederkommt. Nur an den starken Tagen, wenn die Abendreservierungen eintreffen, nachdem das Zelt gegen Überfüllung bereits geschlossen ist, läuft es nicht so, wie ich mir das vorstelle. Da wird sich vorgedrängelt und geschoben, geschimpft und vor allem Menschen ohne Reservierung sind häufig am lautesten. Da helfen weder für Reservierungen ausgeschilderte Eingänge noch Durchsagen.

Selbst wenn ich die Leute persönlich anspreche, um darzulegen, dass ohne Reservierungsband für die nächste halbe Stunde keine Chance auf Einlass besteht, zeigen die wenigsten ein Einsehen. Manche outen sich sogar als Unverschmämtlinge. So wie jener Herr, der mich kaum ansah und von oben herab meinte, ich solle mich schleichen und ihm aus dem Gesicht gehen. Mit einem wie mir rede er gar nicht, sondern nur mit dem Schorsch, unserem Begrüßer/Türsteher. Da musste ich natürlich dem Schorsch sagen, dass dieser Gentleman nebst seiner Begleitung heute nicht mehr reindürfte. Dann ging ich zurück und unterrichtete ihn, dass wir dann doch lieber nur nette Menschen in unserem Zelt haben, die sich allen gegenüber zu benehmen wissen. Das mache die Stimmung bei uns nämlich aus.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Mittwoch 24.09.2025

Wenn das Telefon mitten in der Nacht klingelt, ist das eigentlich nie ein gutes Zeichen. Unsere Tochter Charlotte hatte vorgestern Geburtstag und wollte ihren Zwanzigsten nach ihrem Job als Hostess im Weinzelt ebenda mit zwei Freundinnen feiern. Schließlich ist die Stimmung bei uns gar nicht so schlecht. Doch dann wurde es den drei jungen Frauen kurz vor Schluss zeitgleich extrem übel und Orientierungslosigkeit stellte sich ein. Offenbar hatte jemand den dreien K.O.-Tropfen untergejubelt. Bei mir klingelte dann um zwanzig vor zwei Uhr nachts das Telefon und ich hatte eine völlig verwirrte Tochter dran, die nicht einmal genau sagen konnte, wo sie gerade war. Was für ein Schock das für jeden Vater ist, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen. Dank der „Wo ist?“ Funktion auf dem Handy konnte meine Frau sie und ihre Freundinnen glücklicherweise rasch finden.

Inzwischen sind sie alle wieder wohlauf und es ist nichts Schlimmeres passiert. Eine Sache möchte ich jedoch kristallklar zum Ausdruck bringen: K.O.-Tropfen sind kein lustiger Streich. Ein Streich ist beispielsweise, Weinschorle gegen Apfelsaftschorle auszutauschen. Diese Substanzen können unter anderem dauerhafte Psychosen auslösen, womit das ganze Leben eines Menschen belastet wäre. Auch wer desorientierte Menschen ausnutzt oder sich selbst überlässt, begeht in mehrfacher Hinsicht eine Straftat, keineswegs einen Scherz. Und sollte ich jemals so ein verantwortungsloses Individuum vor die Kimme bekommen, werde ich definitiv meine gute Erziehung vergessen. Ich habe da schon ein paar sehr gute Ideen, die nicht strafrechtlich relevant, aber sehr nachdrücklich sein werden. 
Mein Dank gilt der Redaktion, dass dieses Thema einmal laut kommuniziert wird, denn es geht bei weitem nicht nur um das Oktoberfest. Clubs, Bars und sogar private Feiern sind Orte, wo man ein Auge auf die Menschen neben sich haben sollte und Ausfallerscheinungen nicht einfach belächeln darf.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Dienstag 23.09.2025

In Bauer’s Ofenkartoffelstand – meiner Wärmstube vor dem Weinzelt – befindet man sich in einem Stadium zwischen Trauer und Beleidigtsein. Hintergrund ist die heurige Absenz von Andi Bauer, Bruder des Standlbetreibers Erich Bauer. Andi ist die integrative Seele jener Bude. Heuer hat er gefunden, dass es sich aus gesundheitlichen Gründen nicht für die Arbeit auf der Wiesn ausgeht. Trotzdem war er gestern bei uns im Zelt, alldieweil er das Café im Gericht und der Justizvollzugsanstalt – aka Hefen – im burgenländischen Eisenstadt betreibt. Dieser Zusammenhang erscheint zunächst nicht schlüssig, aber Andi konnte Staatsanwaltschaft und kammervorsitzende Richter von einem Ausflug auf das Münchener Oktoberfest, im Speziellen in Kufflers Weinzelt, überzeugen. Nachdem er dies bei uns großartig angekündigt hatte, war es auch kein Geheimnis. Leider muss ich zugeben, in kleinen Dingen ein bisserl rachsüchtig zu sein, weshalb klar war, dass Andi ein Streich gespielt werden musste. Immerhin hat er uns hier auf der Wiesn hängen lassen!

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass die Bauers zur Eigenversorgung ausländischen Weißwein aus dem Burgenland mitbringen und davon reichlich. Als Andi mit seiner Knast-Mannschaft nach dem Besuch des Bavaria Filmgeländes und einer ausgiebigen Inspektion der Münchner Gastronomieszene im Zelt ankamen, lud er sie zur Begrüßung großzügig auf Kosten seines Bruders ein. Weinschorle, von unseren österreichischen Freunden „Spritzer“ genannt, war der Topseller. Jetzt kam meine kleine Rache: Ich tauschte alle Spritzer gegen sehr dünne Apfelschorlen aus, die einer Weinschorle optisch gleichkommen. Übrigens ist diese Mischung meine Geheimwaffe, da sich alle Gäste freuen, wenn ich mit ihnen damit anstoße.  Jedenfalls freuten sich Erich, Mona, Silvia, Julia, Lina, Csaba, meine Wenigkeit und wie sie alle heißen im Ofenkartoffelstand, insgeheim diebisch. Lauernd warteten wir auf die Beschwerdewelle, die aus unserer Sicht wohlverdient über Andi hereinbrechen würde. Aber was soll ich sagen außer der Wahrheit: keiner hat es gespannt und selbst Andi hat der unbedenklichen Mischung bei bester Laune zugesprochen.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Samstag 20.09.2025

Für uns begann das Oktoberfest 2025 mit einem Einbruchsdelikt. Begangen wurde es von dem Team rund um unseren Kutscher, der uns seit Jahrzehnten am ersten Samstag auf die Wiesn fährt. Die beiden Pferdemädeln Christina und Theresa haben mir das brühwarm erzählt, kaum dass ich am Sammelplatz für den Einzug der Wiesnwirte angekommen war, und zwar mit einem strahlenden Lächeln.

Wie das vor sich gegangen sei, musste ich natürlich unbedingt wissen. Dazu sei gesagt, dass unsere beiden Kutschen von außerhalb Münchens am Vortag in die Stadt gebrachten werden und sehr gemütlich in einem Bauhof übernachten. Und das Tor zu eben diesem Gelände war am Samstag frühmorgens entgegen aller Gewohnheit der letzten Jahrzehnte abgesperrt! Guter Rat war teuer, denn man wollte uns nicht zumuten, in Analogie zu den „Rittern der Kokosnuss“ hinter den Rössern herzulaufen und so zu tun, als säßen wir in einem Kutschwagen. Wobei diesem Bild eine gewissen Komik nicht abgesprochen werden kann.

Kurzum wurde beschlossen, das Tor aufzuhebeln, einzubrechen, die Kutschen zu befreien und alle Spuren wieder sorgfältigst zu beseitigen. Deshalb durften wir auch heuer wieder bequem und würdig wie gewohnt einziehen, ohne nach dem ersten Tag schon unsere Schuhe besohlen zu lassen.

Schau ma mal, was morgen wieder los ist.

Freitag 19.09.2025

Heuer gab es schon vor dem Oktoberfest ein wiesnspezifisches Erlebnis. Achim Schmidt, Freund und Fotoredakteur dieser wundervollen Tageszeitung, nutzt zur Bearbeitung seiner Fotos mein Büro im Festzelt. Dabei ergibt sich naturgemäß stets ein gemütlicher Ratsch. So war es auch gestern, als Achim mir von seinem vermasselten Vortag berichtete.

Alles begann damit, dass sein erster Termin schon am Vorabend kurzfristig verschoben wurde. Wenn man deutlich mehr als einen Termin hat, ist sowas gelinde gesagt lästig. Dementsprechend lief es dann, und zwar rückwärts und bergab. Die Talsohle wurde erreicht, als Achim zu seinem Auto zurückkam und den Seitenspiegel zerstört auf dem Boden vorfand. Vom Verursacher keine Spur. Zum Glück, und jetzt wendet sich das Blatt, war eine aufmerksame Passantin Zeugin des Vorfalls. Der Zerstörer hat seine Tat offensichtlich bemerkt, denn er hielt an, betrachtete sein Werk, legte den Außenspiegel näher an Achims Auto und fuhr frech davon. Das allerdings gab der Passantin die nötige Zeit, um dessen Kennzeichen zu notieren und mit ihrer Telefonnummer versehen an Achims Scheibenwischer zu befestigen. Spiegel ab, Ende trotzdem gut.

Das Verhalten des Fahrers war unterirdisch, jenes der Dame hingegen besonders nett und aufmerksam. Deshalb schlug ich Achim spontan vor, die hilfreiche Zeugin samt Familie als Dankeschön in unser Zelt einzuladen. Nirgends kann man netten Menschen besser eine kleine Freude bereiten als auf der Wiesn und dafür liebe ich sie.

Jetzt freue ich mich auf das „O´zapft is“ und wir schauen mal, was morgen wieder los ist.

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